Zum 100. Jährigen, Josef Rikus, deines Lebens Paderborner Künstler, alles Gute.
Mit deinem Stil aus kalten Beton, gepaart mit hartem Stahl, giltst du als Vorbild für unzählige trostlose Städte im Ostblock und wirst ganz zu Recht als prägendes Element des Brutalismus angesehen.
Selbstverständlich findet unkritische Kunst bei den katholischen Lehnsherren und Tätern, die in dieser Stadt regieren, großen Anklang, sodass du als großer Künstler nach dem größten Postkarten-Maler aller Zeiten, du weißt schon wer, na der da, der Dings mit dem Farbklecks unter der Nase, hochstilisiert wirst.
1989 gingst du fort und nahmst dein Meisterstück mit, welches wir alle so sehr liebten, die Mauer. Auch in Paderborn war man darüber glücklich und alle freuten sich. Absolut geschmacklos, wenn du uns fragst.
So vergänglich der Künstler, so sei es auch die Kunst, zierte dein durchrostetes Kreuz das Gierstor und erzeugte symbolisch, wie der Dom, einen Angstraum, der jeden zu erschlagen vermochte, sei er dem Chef da oben mehr nützlich als christlich.
Nun wurde es entfernt und die Menschen sahen, dass es gut war.
Der bischöflichen Obrigkeit missfallend, fehlt es, lieber Rikus, dieser Stadt an deinem Antichristlichen-Schutzwall. So drohen 100.000€ heidnischen Steuergeldern das Fegefeuer, um deine Schöpfung wieder herzurichten. Kalt und vermodernd wie der Schöpfer selbst, so geschah es auch mit deinen Beton-Rosen. Deshalb lasset der Steuerlöhner ebenfalls 97.000 Taler springen, um als rosiges Rondell in die Annalen Paderborns einzugehen.
Für 197.000€ könnte man in allen Paderborner Schulen kostenlose Menstruationsartikel bereitstellen. Viel diskutiert und langfristig an ganzen zwei Schulen erprobt wird das, was in anderen, weniger rückständigen, Städten unbürokratisch gelöst ist. 40 Jahre könnten Menstruierende für dich, Rikus, solidarisch bluten. Aber wer soll das bloß bezahlen?